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© HEIDIS NEWSLETTER OKTOBER 2010

Oktober ist der Monat des Erntedankes. ERNTE - DANK ist für mich ein wunderschöner Brauch. Schon als Kind, als ich mit meiner Mutter und meinen Großeltern noch jeden Sonntag zur Kirche ging, hatte ich das Gefühl, dass erst an diesem Tag die Kirche wirklich zu strahlen begann, das Licht Gottes am deutlichsten spürbar wurde, wenn vorne der Altar geschmückt Äpfel war mit der Manifestation der göttlichen Kraft. Das herrlichste Obst und Gemüse aus allen Gärten des Dorfes war vor dem Altar ausgebreitet. Für mich war es als hätte man damit die Kraft Gottes wirklich in die Kirche geholt und alles nahm ich in einem wundervollen Licht wahr. Zu danken für die Geschenke, die Mutter Erde in Einheit mit der göttlichen Kraft uns schenkt ist für mich etwas ganz besonderes, dass mich innerlich reich macht, dass mich die Fülle spüren lässt.
Oktober ist für mich aber auch ein Monat, der mich an einen der wundervollsten Menschen in meinem Leben erinnert - meinen Großvater. Er besaß einen der größten und wunderschönsten Gärten des Dorfes. Das herrlichste Gemüse und das schönste Obst wuchs in seinem Garten. Voller Freude brachte er an Erntedank seine besten Stücke in die Kirche zum Altar. Die wahre Liebe zu seinem Garten, den er im Rhythmus der Jahreszeiten pflegte, ließ alles herrlich gedeihen. Immer wenn ich durch das Tor in seinen Garten ging hatte ich das Gefühl ein kleines Paradies zu betreten. Es war als würde ich in eine andere Welt gehen - in eine Welt voller Fürsorge, Achtung, Pflege und Liebe.
Manchmal, wenn mir die Welt außerhalb seines Gartens zu bedrohlich vorkam, dann rannte ich hinaus zu meinem Großvater und durchschritt das große Tor in das kleine Paradies. Oft saß er auf seiner wackligen Bank unter der großen Birke und ich setzte mich neben ihn. Das einzige was er dann sagte war: "Schön, dass du gekommen bist." Dann schwieg er. So saßen wir oft lange still nebeneinander und schauten über die Herrlichkeit, die ebenso still vor uns lag. Ich liebte diese friedlichen, stillen Momente in der Gemeinschaft mit meinem Großvater.
Ja, mein Großvater war ein ganz besonderer Mensch. Ein schweres und hartes Leben hatte er gehabt, unsagbar viele Schicksalsschläge zu bewältigen, aber niemals beklagte er sich. Er war ein stiller Mann, voller Andacht und in tiefem Glauben an Gott. Niemals begann sein Tag ohne Gebet und niemals beendete er seinen Tag ohne Gebet. Er liebte alle Menschen und alle Menschen liebten ihn. Er erwartete nichts und war dankbar für alles was ihm gegeben wurde. Er hatte einen liebevollen Humor und konnte jeden zum Lachen bringen, indem er alle Herzen durch seinen Charme öffnete.
Er und meine Großmutter wohnten in der Wohnung über uns und wenn manchmal zur Mittagszeit die Decke in unserem Esszimmer zu beben begann, dann wussten wir, dass im Radio Opas Lieblingslied gespielt wurde und er Oma mal wieder zu einem Tänzchen aufgefordert hatte. Ich rannte dann die Treppen hinauf, öffnete die Küchentür und sah wie die beiden alten Leute zusammen durch die Küche tanzten, während das Mittagessen auf dem Tisch kalt wurde. Es war ein so rührendes Bild, das ich es bis zum heutigen Tag in meinem Herzen trage.
Auch sehe ich ihn heute noch auf seinem alten, kläpprigen Fahrrad, in den Garten hinausfahren. Jedermann lachte über das alte Fahrrad, aber er liebte es. Er wollte kein anderes, es war ihm gut genug. Opa stellte niemals Gebote auf, aber ein Gebot gab es. Wenn sich jemand von uns sein Fahrrad ausgeliehen hatte, dann durfte wir es danach nie vor dem Haus abstellen, es musste immer in den Hof gebracht werden. Denn stand es vor dem Haus und der Schrotthändler kam vorbei, dann wurde es regelmäßig auf den Lastwagen aufgeladen. Immer wieder kam es vor, dass wir Kinder schreiend hinter dem Lastwagen her rennen mussten um das Fahrrad zurück zu holen. Aber Opa liebte dieses alte Fahrrad und ich konnte es gut verstehen. Stets verteidigte ich ihn, wenn man ihn dazu überreden wollte sich doch endlich ein neues zu kaufen. Sein ganzer Tag war geprägt von Arbeit, ständig war er am Tun. Seine Bewegungen waren dabei bewusst und ruhig und man erkannte, dass er mit seinen Sinnen, mit seinem ganzen Sein in absoluter Einheit mit seinem Tun war. Er lebte im Hier und Jetzt. Im Oktober vor 16 Jahren beendete mein Opa die Arbeit in seinem Garten und brachte wieder sein schönstes Obst und Gemüse in die Kirche zum Altar und es war wie jedes Jahr eine große Freude für ihn dies tun zu können.
Danach schenkte er mir sein Fahrrad. Und damit schloss er sein Leben ab. Drei Tage später starb er genauso wie er gelebt hatte, friedlich und ruhig mit der Hingabe in den Moment.
Mein Großvater war einer meiner besten Lehrer. Ein Lehrer, der niemals belehrte, sondern ein Lehrer der mir durch sein ganzes Sein bis zum heutigen Tag Vorbild geblieben ist.
Durch die vielen Tiere, die ich täglich zu versorgen habe und all die andere Arbeit, die darauf wartet getan zu werden, ist auch mein Leben geprägt vom Tun. Wenn so viel zu tun ist, kommt man sehr schnell in die Dynamik mit den Gedanken schon beim nächsten Schritt zu sein bevor man den momentanen beendet hat. Das trennt uns von uns selbst - es trennt unser Inneres von unserem äußeren Tun.
Ich begann mich immer wieder an meinen Großvater zu erinnern und an seine Art des Arbeitens. Dabei bemerkte ich, wenn ich langsam arbeite und mein Tun und Sein eins werden lasse, dann bewegt sich die äußere Ruhe in mein Inneres und die Arbeit im Außen wird zur Meditation im Innen. Ich komme in ein Bewusstsein, das mich durch den ganzen Tag begleiten kann und mir Ruhe und Ausgeglichenheit schenkt.
Ob diese Erkenntnis mein Großvater wohl auch erlebte? Ich kann mir vorstellen, wenn ich ihn fragen würde, dann würde er nur lachen. Er brauchte keine Erklärungen und er gab keine Erklärungen. Für ihn war alles einfach so wie es ist und so nahm er es an. Es war kein Aufgeben im Leben, es war ein sich hingeben in das Leben - ohne Widerstand und immer mit dem Blick auf die Dankbarkeit, Güte und Liebe, die es in jedem Moment zu finden gibt.
Für diesen außergewöhnlichen Lehrer werde ich mein ganzes Leben lang dankbar sein.
Manchmal nehme ich mir Zeit und durchlaufe mit meinen Gedanken mein Leben auf der Suche nach Menschen für die ich dankbar sein kann. Und wenn ich einmal damit beginne stelle ich fest, dass es unendlich viele sind. Manche sind mir nur kurz begegnet, manche haben mich ein langes Stück in meinem Leben begleitet und manche begleiten mich schon mein ganzes Leben hindurch. Ich habe festgestellt, dass ich - egal wie viel Zeit ich mir nehme - nie ans Ende komme mit dem Aufzählen der Menschen, die mir wie Gottes Geschenke begegnet sind. Und letztendlich komme ich immer wieder zu dem Schluss, dass jede Begegnung ein Geschenk ist aus dem ich etwas mitnehmen kann - eine Lehre, eine Erkenntnis, eine Freude, eine Liebe.
Auch wir Menschen sind Früchte, die hervorgegangen sind aus der Vereinigung zwischen Mutter Erde und der Kraft des Himmels.
Im Monat des Dankens möchte ich euch vorschlagen, dass ihr euch Zeit nehmt, auch für die Menschen zu danken, die euer Leben reicher machen. Dankt ihnen, segnet sie und ehrt sie in Ritualen, in Gebeten oder in liebevollen Gedanken, macht ihnen eine Freude, damit auch ihr ein Geschenk für die Anderen werdet.

DIE HEILIGE BEGEGNUNG
Wenn du jemandem begegnest so erinnere dich daran,
dass es eine heilige Begegnung ist.
Wie du ihn/sie siehst, wirst du dich selbst sehen.
Wie du ihn/sie behandelst wirst du dich selbst behandeln.
Wie du über ihn/sie denkst, wirst du über dich selbst denken.
Vergiss dies nie, denn in ihm/ihr wirst du dich selbst finden oder verlieren.
(Marianne Williamson)


Ich wünsche Euch allen einen goldenen Oktober mit vielen strahlenden Begegnungen.
In Liebe! Heidi

 

In Liebe ! Heidi

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